Millionen Jahre Steinzeit? Das Problem der großen Zahlen

Das Alter der Erde wird im aktuellen Forschungsstand auf ca. 4,5 Milliarden Jahre geschätzt. Die Gattung Mensch, die sich einbildet, diese Dinge herausgefunden zu haben, gäbe es wiederum seit ca. 2 Millionen Jahren.

Eine Geschichte, die keine ist

Die Annahme, dass die Erde und das Leben ein derart astronomisches Alter hat, geht im Grunde auf eine einzige Technik zurück: Die radiometrische Datierung. Wie selbstverständlich werden die Ergebnisse der Radiometrie von Biologen, Historikern, Paläontologen etc. verwendet und führen zu dem Weltbild, das in unseren Schulbüchern steht. In der Astrophysik scheint das hohe Erdalter mit allem, was wir über die Entstehung von Planeten wissen, ganz gut zusammenzupassen. Doch in anderen Disziplinen kommt es mitunter zu erheblichen Diskrepanzen, die die Frage aufwerfen, wie zuverlässig die Ergebnisse der Radiometrie tatsächlich sind. Ein erschütterndes Beispiel ist das Bevölkerungswachstum in der Steinzeit und die Menge der gefundenen Steinwerkzeuge.

Die Olduvai-Schlucht Tansanias gilt als „Wiege der Menschheit“ (c) Martin Wegmann

In einer umfassenden Studie mit zahllosen Belegen aus der Fachliteratur hat der Arzt Michael Brandt die demografische Entwicklung der Menschheit in den letzten 2 Millionen Jahren ausgewertet (Michael Brandt, Wie alt ist die Menschheit? Demographie und Steinwerkzeuge mit überraschenden Befunden, 2015, Studiengemeinschaft Wort+Wissen). Er hält fest, dass man aufgrund des archäologischen Befundes von einem sensationell schlechten jährlichen Bevölkerungswachstum von nur 0,0004% ausgehen müsste, falls unsere Geschichte wirklich schon so lange währt. Ein derart niedriges Wachstum, das noch dazu über einen so langen Zeitraum konstant geblieben sein soll, ist völlig rätselhaft: „Wie niedrig dieses Wachstum war wird einem sofort klar, wenn man sich vergegenwärtigt, was selbst ein jährlicher Zuwachs von nur 0,004%, der leicht über dem Wachstum am Ende des Paläolithikums, aber immer noch um einen ein- bis zweistelligen Faktor niedriger als in historischer Zeit ist, bedeutet: eine 10.000 Menschen umfassende Bevölkerung wächst in 200 Jahren auf 10.080 Menschen (ein offensichtlich äußerst geringes Wachstum), in 300.000 Jahren aber auf über 1,6 Milliarden Menschen an! […] Bei nur mäßig höherer jährlicher Wachstumsrate als 0,004% oder Verlängerung der Zeit über 300.000 Jahre hinaus kommt man auf noch absurdere Zahlen bzw. auf eine noch viel raschere ‚Überfüllung‘ der Erde“ (Brandt, S. 30).

Im Buch von Herr Brandt findet sich eine Grafik mit dem Bevölkerungswachstum, auf das die ausgegrabenen Hinterlassenschaften der Menschen schließen lassen. Diese visuelle Darstellung wirkt bei einer Zeitspanne von 2 Millionen Jahren nur noch bizarr. Hier in überarbeiteter Form wiedergegeben:

Es wird noch kurioser, wenn man bedenkt, dass dieses kaum vorhandene Wachstum im Paläolithikum alle Menschen-Formen einschließlich des modernen Homo sapiens betraf. Man wird einwenden, dass es doch deutliche Schwankungen gegeben haben müsste; ein rasches Auf und Ab der Population. In der Archäologie ist davon aber nichts zu sehen. Stattdessen hat es den Anschein, als ob unsere Vorfahren hunderttausende von Jahren in Gruppen von nur 30-150 Individuen über die weite Erde gestreift sind, aber aufgrund der insgesamt sehr geringen Weltbevölkerung können sich die einzelnen Gruppen so gut wie nie begegnet sein! Was zu einem weiteren Problem führt: „Im konventionellen Zeitrahmen hatte die Menschheit über viele hunderttausend Jahre eine so geringe Größe und Siedlungsdichte, dass ihr Aussterben wahrscheinlich unvermeidlich gewesen wäre“ (Brandt, S. 106).

Der Autor berücksichtigt so ziemlich alles, was wir anhand von Skelett-Überresten über die Lebensumstände in der Steinzeit wissen und vergleicht das mit heutigen Jäger-Sammler-Kulturen, insbesondere mit den Aché aus Paraguay. Ferner analysiert er den Einfluss von Naturkatastrophen, beispielsweise den Ausbruch des Super-Vulkans Toba vor 74.000 Jahren. Sein Resümee: „Das extrem geringe Bevölkerungswachstum im Paläolithikum ist ein Mysterium, denn es kann weder durch schlechte Ernährung noch durch Krankheiten, Kriege, Naturkatastrophen oder eine andere erkennbare Ursache erklärt werden“ (Brandt, S. 95).

Eine zweite Unstimmigkeit besteht in der Zahl der Siedlungsplätze und der paläolithischen Steinwerkzeuge, die ziemlich gut erhalten werden: „In Deutschland sind aus einem Zeithorizont von 800.000 Jahren hunderttausende altpaläolithische Werkzeuge geborgen worden, Millionen Steinwerkzeuge liegen aus dieser Zeit vielleicht noch im Boden, aber unter Voraussetzung des konventionellen Langzeitrahmens müssten es Milliarden sein“ (Brandt, S. 154). Die aufgrund der gigantischen Zeiträume erwartete Menge an Steinwerkzeugen passt überhaupt nicht zur tatsächlichen Fundsituation. Diese Unstimmigkeiten sind für mich Grund genug, Zweifel an der konventionellen Altersbestimmung anzumelden.

Schauen wir uns zunächst an, wie die Datierung funktioniert.

Steinalte Erde?

Was die Erde betrifft, basiert das hohe Alter auf den Messungen der Zerfallsprodukte von radioaktiven Isotopen in magmatischem Gestein. Isotope sind „Atom-Arten“ eines bestimmten Elementes, also Atome, die gleich viele Protonen haben, aber unterschiedlich viele Neutronen. Die populärsten radiometrischen Messmethoden sind wohl die Uran-Blei-Datierung und die Kalium-Argon-Datierung.

Das radioaktive Uran-238 zerfällt mit einemer Halbwertszeit von ca. 4,5 Milliarden Jahren in das stabile Tochter-Isotop Blei-206. Die Halbwertszeit ist die Zeit, die beim radioaktiven Zerfall verstreicht, bis die Hälfte des radioaktiven Materials zerfallen ist. Aus dem Verhältnis von Uran-238 zu Blei-206 lässt sich also errechnen, wie viel vom ursprünglich vorhandenen Uran schon zerfallen ist. Vereinfacht gesagt: Je mehr Blei-206 in einer Probe gemessen wird, desto älter ist wahrscheinlich das Gestein. Alle radiometrischen Datierungs-Methoden funktionieren nach diesem Prinzip, auch wenn die Berechnungen in der Realität wesentlich vielschichtiger und komplexer sind. Damit radiometrische Messungen sinnvoll interpretiert werden können, müssen drei Dinge vorausgesetzt werden:

Erstens muss bekannt sein, wie viel radioaktives Material bei der Entstehung des Gesteins darin enthalten war, zweitens muss die Halbwertszeit des zu messenden Gesteins während der gesamten Zerfallszeit konstant geblieben sein, und drittens darf das Gestein keine Verunreinigungen aufweisen, sondern muss zu jeder Zeit seiner Geschichte ein geschlossenes System gewesen sein.

Obwohl es Möglichkeiten gibt, diese Voraussetzungen in einem gewissen Rahmen zu überprüfen, haben wir auch Hinweise darauf, dass alle drei Annahmen in der Realität nicht gegeben sind. Datierungen, die aufgrund des radioaktiven Zerfalls vorgenommen worden sind, würden dann vom wahren Alter abweichen – nicht nur um wenige Jahre, sondern um Größenordnungen.

Wie erkennt man offene Systeme?

Damit das Alter eines Gesteins korrekt berechnet werden kann, dürfen während der gesamten Zeit seiner Geschichte keine fremden Isotope in das Gestein eingedrungen oder daraus entwichen sein, d. h. die Gesteinsprobe muss ein geschlossenes System sein. Ferner muss man voraussetzen, dass bei der Bildung des Gesteins noch keine Tochter-Isotope darin vorhanden waren, die aus anderen Elementen zerfallen sind. Davon kann man aber nicht ohne Weiteres ausgehen. Beim Zerfall von Uran-238 zu Blei-206 muss man beispielsweise bedenken, dass noch 52 andere Elemente mit wesentlich geringeren Halbwertszeiten ebenfalls zu Blei-206 zerfallen. Das bedeutet, eine große Menge Blei-206 könnte in relativ kurzer Zeit entstanden sein, würde aber den Eindruck extrem hohen Alters erwecken.

Um dieser Problematik zu begegnen, kann man eine Gesteinsprobe in ihre Mineral-Bestandteile zerlegen und für jedes Mineral (Quarz, Biotit, Magnetit, …) die darin enthaltenen Isotopenverhältnisse messen. Die Menge an Mutter-Isotopen (z.B. Rubidium-87) unterscheidet sich in diesen Mineralien, weil jedes Mineral eine andere Neigung oder Anziehung zu den Isotopen hat. In jedem Mineral zerfallen also unterschiedlich große Mengen Mutter-Isotope. Deshalb lässt sich aus den Isotopen-Verhältnissen in den verschiedenen Mineralien des selben Gesteins ein so genanntes Konkordia-Diagramm zeichnen, aus dem abgeleitet werden kann, wie viele Tochter-Isotope wahrscheinlich bereits zum Zeitpunkt der Kristallisation im Gestein vorhanden waren. Diese so genannten initialen oder primordialen Tochter-Isotope müssen dann von der Gesamtmenge der Tochter-Isotope subtrahiert werden, um die Menge der radiogenen (durch Zerfall entstandenen) Isotope zu erhalten.

Die Datenpunkte, die die Isotopenverhältnisse in den einzelnen Mineralien im Konkordia-Diagramm angeben, müssten theoretisch alle auf einer Kurve liegen, der namensgebenden Konkordia oder Isochron-Kurve. Falls einige Datenpunkte nicht auf dieser Linie liegen, sind sie diskordant. In diesem Fall sind wahrscheinlich Isotope von außen in die Probe eingedrungen oder daraus entwichen. So lässt sich überprüfen, ob ein Gestein ein geschlossenes System war oder nicht. Bis zu einem gewissen Grad lassen sich etwaige Verunreinigungen zwar analysieren und herausrechnen, aber in jedem Fall müssen diskordante Isochron-Kurven sehr kritisch betrachtet werden. Um so beeindruckender ist es, wenn aus einer Messreihe eine konkordante Isochron-Kurve resultiert, d. h. wenn die Messung der unterschiedlichen Mineralien desselben Gesteins alle das selbe Alter ergeben. Das ist das Hauptargument dafür, dass die radiometrischen Messmethoden korrekt funktionieren. Aber tun sie das wirklich?

Die Wahrheit liegt im Magma

In seinem Buch Thousands… Not Billions (2006) berichtet der Physiker Don DeYoung von erstaunlichen Forschungsergebnissen, an denen er zum Teil selbst beteiligt war. Um die Zuverlässigkeit der Isochron-Methode zu testen, haben der Geologe Dr. Andrew Snelling und sein Team insgesamt 10 Gesteine aus unterschiedlichen geologischen Schichten und von verschiedenen Fundstellen aus aller Welt datiert (DeYoung, S. 123ff). Zur Anwendung kamen 4 verschiedene Isochron-Messmethoden: Kalium-Argon-Datierung, Rubidium-Strontium-Datierung, Samarium-Neodym-Datierung und die Blei-Blei-Datierung. Für jede Probe und jede Messmethode wurden zwischen 4 und 27 Einzelmessungen der Mineralbestandteile durchgeführt. Zum Teil wurden auch bereits vorhandene Messergebnisse aus der Fachliteratur zu Rate gezogen.

Eine gründliche Analyse hat ergeben, dass die Messungen der einzelnen Mineral-Bestandteile mit der gleichen radiometrischen Messmethode in den meisten Fällen im Rahmen einer gewissen Standardabweichung übereinstimmen. Das spricht für die Zuverlässigkeit der radiometrischen Messmethoden. Jedoch hat sich auch gezeigt, dass die Messmethoden für das selbe Gestein untereinander zum Teil enorm voneinander abweichen. Beispielsweise wurde eine der Proben, das Brahma Amphibiolit aus dem Grand Canyon, mit der Rubidium-Strontium-Methode auf 840 Millionen Jahre datiert und mit der Blei-Blei-Methode auf sagenhafte 1,864 Milliarden Jahre. Das ist eine Diskrepanz von 122 Prozent!

Auffallend ist auch, dass die Messmethoden, deren Mutter-Isotope beim Zerfall Beta-Strahlen emittieren (Kalium-Argon und Rubidium-Strontium), für das selbe geologische Ereignis deutlich höhere Alterswerte ausgeben als jene, deren Isotope beim Zerfall Alpha-Strahlen abgeben (Samarium-Neodym und Uran-Blei). Schwere Isotope neigen außerdem dazu, höhere Alterswerte auszugeben als leichtere Isotope. Das impliziert, dass Alpha-Strahler in der Vergangenheit womöglich in einer anderen Rate zerfallen sind als Beta-Strahler, im Vergleich zu heutigen Zerfallsraten. Falls die Zerfallsraten aber grundsätzlich nicht konstant sind, kann man sich auf alle Messungen, die darauf basieren, nicht verlassen.

Der Schicksalsberg in der Filmreihe „Herr der Ringe“ von Peter Jackson

Besonders eindrücklich war das Messergebnis eines Andesit-Gesteins von dem aktiven Vulkan Mount Ngauruhoe in Neuseeland. Der Berg ist durch die Filmtrilogie Herr der Ringe bekannt geworden als der Schicksalsberg. Es ist bekannt, dass der Andesit erst um das Jahr 1950 gebildet wurde. Jedoch hat die Rubidium-Strontium-Datierung hier ca. 133 Millionen Jahre angegeben, die Samarium-Neodym-Datierung ca. 197 Millionen Jahre und die Blei-Blei-Methode unglaubliche 3,908 Milliarden Jahre. Es kann also vorkommen, dass diese jungen Gesteine uralte Radioisotop-Signaturen in sich tragen, die sie vermutlich beim Aufschmelzen von ihrer Quelle im Erdmantel oder der Erdkruste geerbt haben.

Noch bevor magmatisches Gestein aus dem Erdmantel als Lava an die Erdoberfläche tritt und dort erstarrt, bahnt es sich seinen Weg durch die Erdkruste. Dabei wird das umgebende Krusten-Material geschmolzen und kann durch das Magma aufgenommen werden. Darüber hinaus können sich auch heiße Untergrund-Flüssigkeiten und -Gase mit der Magma vermischen. In beiden Fällen werden radioaktive Isotope mit der Magma ausgetauscht, sodass zum Zeitpunkt des Erstarrens womöglich viel mehr oder weniger Radioisotope im Gestein vorhanden waren, als bei der Messung angenommen wird. Das errechnete Alter könnte dann viel zu hoch sein als es in Wahrheit ist.

Abschließend stellt sich natürlich die Frage, ob alle anderen Gesteinsschichten aus älteren geologischen Epochen nicht auch völlig irritierende Isotop-Signaturen aus dem Erdinneren in sich tragen. Sollte das zutreffen, müsste man bei allen geologischen Formationen davon ausgehen, dass sie viel jünger sind, als es scheint.

Die Radiokarbon-Datierung

Neben den Langzeit-Datierungsmethoden gibt es noch eine berühmte Variante, um organisches Material der jüngeren Vergangenheit zu datieren: Die Radiokarbon-Datierung. Dabei wird der Gehalt von radioaktivem Kohlenstoff (C14) in toten Lebewesen gemessen. Sobald ein Lebewesen stirbt, nimmt es normalerweise kein C14 mehr auf und das vorhandene C14 zerfällt mit einer Halbwertszeit von 5.730 Jahren. Je geringer also die C14-Konzentration in einem Lebewesen ist, desto länger ist es schon tot. Sehr altes fossiles Material würde aber so wenig C14 enthalten, dass es messtechnisch nicht mehr nachweisbar ist. Die Methode eignet sich deshalb grundsätzlich nur für Proben, die nicht älter sind als ca. 50.000 Jahre. Je jünger die Probe, desto zuverlässiger das Ergebnis.

Als die Radiokarbonmethode in den 1950er Jahren entwickelt wurde, war von Anfang an klar, dass für eine sichere Datierung zwei Grundannahmen gegeben sein müssen: Erstens muss die Produktion, der atmosphärische Gehalt und der Zerfall des radioaktiven Kohlenstoffs zu allen Zeiten der Weltgeschichte ungefähr konstant geblieben sein (Fundamentalprinzip), und zweitens muss die C14-Konzentration auch an allen Orten der Welt ungefähr gleich sein (Simultanitätsprinzip). Es stellte sich jedoch bald heraus, dass beide Annahmen nicht der Realität entsprechen. Auf Erden gibt es riesige, von der Atmosphäre abgeschnittene Reservoire, in denen Lebewesen abweichende Mengen C14 in sich tragen, zum Beispiel Tiefseewasser. Wir wissen auch, dass kosmische Strahlung Auswirkungen auf die C14-Produktion in der Atmosphäre hat, ganz zu schweigen von moderner Kontamination durch die Industrialisierung und Kernwaffen-Tests.

Die Daten, die man mit der C14-Methode gewinnt, müssen also zwingend kalibriert werden. Man müsste irgendwoher den atmosphärischen C14-Gehalt der Vergangenheit kennen und auch etwaige Abweichungen der C14-Konzentration am Fundort des fraglichen Fossils. Ohne diese Informationen stünde die C14-Methode vor dem Aus. An dieser Stelle kommt die Dendrochronologie (Baumring-Datierung) zu Hilfe.

Ein Kalender in die Vergangenheit

Die vereinfachte Funktionsweise der Dendrochronologie

In den Jahresringen eines Baumes werden jede Menge Informationen konserviert, unter anderem auch der jeweilige C14-Gehalt der Atmosphäre. Man kann also mit einem möglichst alten Baum beginnen, und dessen Jahresringe von der Gegenwart an zurückzählen. Jeder Jahrring hat eine charakteristische Struktur und Breite, die die jeweiligen klimatischen Bedingungen dieses Jahres widerspiegeln. Sollte nun die Abfolge der innersten (ältesten) Jahrringe des lebendigen Baumes mit den äußersten Jahrringen eines bereits toten Holz-Artefaktes (z. B. dem Balken eines Hauses) übereinstimmen, kann man davon ausgehen, dass sie in den Jahren der Überlappung zeitgleich gelebt haben.

Auf diese Weise ist es möglich, ganze Baumring-Kalender zu erstellen. Die charakteristischen Jahrring-Sequenzen unterschiedlich alter Holzfunde werden in Übereinstimmung gebracht und so eine Kette in die Vergangenheit gebildet. Der älteste dieser Kalender ist derzeit der Hohenheimer Jahrringkalender, der etwa 12.000 Jahre in die Vergangenheit reicht.

Der Dendro-C14-Zirkelschluss

Damit hat man ein Werkzeug in der Hand, mit dem man die C14-Konzentration zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit errechnen und so die C14-Daten kalibrieren kann. Das klingt genial, aber es gibt ein großes Problem, das auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist. Das Auffinden übereinstimmender Sequenzen beim Erstellen der Jahrringkalender ist in der Realität nämlich gar nicht so einfach, wie es klingt. Tatsächlich sind sich die Jahrringe oft derart ähnlich, dass es unmöglich ist, sie durch bloßes Ausprobieren – mehr oder weniger per Zufall – in Übereinstimmung mit den Jahrring-Abfolgen anderer Hölzer zu bringen. Oft gibt es viel zu viele Möglichkeiten, an denen man zwei Holzstücke „kombinieren“ könnte. Deshalb ist man dazu übergegangen, nicht die tatsächliche Ringbreite zu vergleichen, sondern (ausgerechnet!) das Verhältnis der Kohlenstoff-Isotope innerhalb der Ringe. Aber selbst damit benötigt man noch eine Vor-Datierung, um einen realistischen, zeitlichen Rahmen vorzugeben, in dem ein Holzfund angesetzt werden muss. Und in den meisten Fällen ist die einzige Möglichkeit, die man dafür hat – man höre und staune – die C14-Datierung! Ohne deren Hilfe wäre es nie möglich gewesen, Jahrringkalender von mehreren tausend Jahren zu erstellen. Wir haben es also mit einem Zirkelschluss zu tun, wie er im Buche steht. Die C14-Methode wird kalibriert durch die Jahrringkalender, aber die Jahrringkalender konnten erst auf Grundlage der C14-Methode erstellt werden.

Dieser Zirkelschluss fällt leider beim aktuellen Stand der Wissenschaft nicht auf, da ein Jahrringkalender – einmal zusammengesetzt – scheinbar ohne C14-Methode auskommt. Dabei hätte es vielleicht noch viele andere Möglichkeiten gegeben, die einzelnen Hölzer aneinanderzureihen. Ein großes Problem ist auch, dass in den Augen vieler Menschen eine scheinbar so ausgeklügelte und über Jahrzehnte verwendete Methodik nicht grundlegend falsch sein kann. Würde die Gültigkeit der „Brüder“ C14-Datierung und Dendrochronologie in sich zusammenfallen, müsste man einen großen Teil der Menschheitsgeschichte neu schreiben. Deshalb ist es gut, dass Forscher wie Christian Blöss und Hans-Ulrich Niemitz auch einer so etablierten Technik kritisch gegenüberstehen. Sie begründen ihre Sicht fundiert in dem Buch C14-Crash. Das Ende der Illusion, mit Radiokarbonmethode und Dendrochronologie datieren zu können (2000).

Für Archäologen und Historiker sollte die C14-Datierung daher keine Stütze sein, sondern bestenfalls eine Bestätigung bereits vorhandener Daten.

Ein unkonventioneller Test

Vielleicht kann die C14-Methode aber auf eine etwas andere Weise von Nutzen sein. In fossilem Material, das beispielsweise mit der Uran-Blei-Methode auf viele Millionen Jahre datiert wurde, dürfte überhaupt kein messbares C14 mehr vorhanden sein. Über einen so langen Zeitraum müsste der radioaktive Kohlenstoff mit seiner relativ kurzen Halbwertszeit längst vollständig zerfallen sein. Die C14-Methode wird deshalb beispielsweise für Dinosaurierknochen gar nicht erst angewendet. Man setzt schließlich voraus, dass diese Knochen extrem alt sind und dass die C14-Methode deshalb sowieso keine brauchbaren Ergebnisse liefern würde. Aber gerade das bietet einen interessanten Ansatzpunkt für Wissenschaftler, die nicht von der Prämisse einer extrem langen Erdgeschichte befangen sind.

In der Fachliteratur findet man immer wieder Berichte davon, dass in organischem Material, das viele Millionen Jahre alt sein sollte, auch C14 gemessen wurde. Das beinhaltet beispielsweise Fossilien, versteinertes Holz, Muscheln oder Kohle. Meistens wurde das Vorhandensein des radioaktiven Kohlenstoffs durch Verunreingungen während des Messvorgangs erklärt. Um der Sache auf den Grund zu gehen, haben der amerikanische Geophysiker Dr. John Baumgardner und Kollegen zehn verschiedene Kohle-Proben auf C14 getestet. Drei davon stammten aus dem Känozoikum (Erdneuzeit) und sollten ca. 30-50 Millionen Jahre alt sein, drei waren aus dem Mesozoikum (Erdmittelalter) und sollten ca. 65-145 Millionen Jahre alt sein, und vier Proben aus dem Paläozoikum (Erdaltertum) sollten etwa 300 Millionen Jahre alt sein. Für die Messung kam die so genannte Beschleuniger-Massenspektrometrie (AMS) zum Einsatz. Das Ergebnis war eindeutig: In allen zehn Proben konnte C14 nachgewiesen werden (DeYoung, S. 45ff). Das Vorhandensein von radioaktivem Kohlenstoff in „uraltem“ organischen Material scheint keine Ausnahme zu sein, sondern die Regel.

Zwei der getesteten Objekte stammen aus der Orapa-Diamantenmine in Botswana.

Die bereits genannten Forscher haben daraufhin einen weiteren, unkonventionellen Versuch gewagt und die C14-Methode bei Diamanten angewendet. Das Alter von Diamanten wird durch die radiometrischen Langzeit-Uhren mit mehreren Milionen Jahren angegeben, teilweise sogar Milliarden. Wenn das stimmt, darf in Diamanten nicht die geringste Spur von radioaktivem Kohlenstoff auffindbar sein. Im Rahmen eines aufwändigen Experiments wurden zwölf verschiedene Diamanten aus fünf verschiedenen Fundorten analysiert, und das Ergebnis war verblüffend: Wiederum zeigten alle Proben nachweisbare Spuren von C14! Soweit bekannt ist, war es das erste Mal, dass C14-Messungen an Diamanten durchgeführt wurden. Das bedeutet, diese Diamanten dürften nicht älter sein als ca. 50.000 Jahre.

Natürlich könnte man diese Ergebnisse durch Verunreinigungen erklären, doch das ist bei Diamanten extrem unwahrscheinlich. Diamanten sind eine kristallisierte Form reinen Karbons und die härteste natürliche Substanz auf Erden. Deshalb sind sie extrem widerstandsfähig gegenüber chemischer Veränderung oder Kontaminierung.

Diese Experimente mit der Radiokarbon-Datierung stellen die radiometrischen Langzeit-Uhren vor große Schwierigkeiten. Womöglich enthält die ganze Methode einen systematischen Fehler. Dann aber wäre die Geschichte des Lebens, wie wir sie kennen, überproportional in die Vergangenheit ausgedehnt und müsste noch einmal von Grund auf neu überdacht werden.

Ich jedenfalls bin maximal verunsichert.